Mittwoch, 12. Dezember 2007

nightingales

ein junge kommt erst spät aus der schule. seine ganze aufmerksamkeit gilt einem vogel, der wunderschön singt. bezaubert von dessen gesang, der realen welt entrückt, achtet er nicht mehr auf die profane welt um ihn herum und läuft in ein auto... welch eine wunderschöne metapher. der träumer, der den fokus auf die schönen und tatsächlich essentiellen dinge im leben legt wird von der realität mit brachialer gewalt eingeholt und zerbricht letztendlich an ihr. für diese message hat thomas mann ein dickes buch gebraucht. proust eine ganze reihe dicker bücher. der ost - berliner independent / underground band die vision reicht dafür ein einziger song: nightingale, erschienen 1991 auf dem album fascination.

vision waren seinerzeit, 1992, die erste independent band überhaupt, die ich live erleben durfte. zunächst, aber auch wirklich nur die ersten wochen nach der wende, der bravo - maschinerie auf den leim gegangen, hatten wir in strausberg, im speckgürtel berlins das glück, anfang der neunziger jahre hier eine menge alternativer, independent - und ska bands aus beiden teilen deutschlands erleben zu können, was uns vor take that und roxette bewahrt hat: die vision, poems for laila, under the gun, keimzeit, the butlers, mad monster sound... organisiert wurden diese konzerte großenteils vom hausbesetzerprojekt "villa eckardstein", heute "horte", was einigen leuten, zumindest in brandenburg noch ein begriff sein dürfte.

vision, die 1987 unter dem namen koma kino gestartet waren, hatten zwei reguläre alben "torture" (1990) und "fascination" (1991) am start, denen drei in eigenregie produzierte und vertriebene tapes vorausgegangen waren. das letzte lebenszeichen der band war 1993 die maxi cd "dancing on the beach", danach war schluss, da sänger uwe niels von geyer, so weiss es die empfehlenswerte monographie "wir wollen immer artig sein" von ronald galenza und heinz havemeister (2005 bei schwarzkopf und schwarzkopf) die band im gegensatz zu seinen mitstreitern mehr in richtung dance projekt entwickeln wollte. ein großer schock für mich, und wie ich mittlerweile aus verschiedenen internetforen weiss auch für andere fans war es, als uwe geyer in den neunziger jahren als moderator flacher mainstream pop formate wie "dance haus" oder "euro tops" für den mitteldeutschen rundfunk in erscheinumg trat. geyer ist heute als techno dj für das berliner label "ministry of sounds" aktiv, gitarrist sebastian lange spielt bei in extremo, auch andere vision - musiker haben verschiedentlich in diversen musikalischen projekten mitgearbeitet.

ist echt schade um vision, warum konnten sich nicht statt dessen take that oder roxette auseinanderleben? immerhin haben sie ein nicht unerhebliches erbe an liedgut hinterlassen und sind vielen leuten heute noch in lebendiger erinnerung. da es bei lutz schramms parocktikum ein recht ausführliches wiki zu vision gibt, spare ich mir hier die auflistung des line - up's, der vollständigen diskographie etc. dieses wiki ist zuletzt von mir bearbeitet worden, wenn sich also informationen, partiell auch formulierungen aus beiden beiträgen überschneiden ist das nicht geklaut, sondern die sachen sollen sich gegenseitig ergänzen. vielleicht auch noch interessant: click this!

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